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logo 36 • das CAMLOG Partner-Magazin • September 2015 TITELSTORY 6 Schwäbischen Alb neben der CAD/CAM Frästechnik 3D-Drucker, mit denen er in erheblichem Umfang Bohrschablonen für die Guided Surgery fertigt. Mithilfe der virtuellen Konstruktionsplanung können zusammen mit den Bohrschablonen schon individuelle Gingivaformer oder temporäre Abutmentkronen für die offene Einheilung und zur Ausformung eines natürlichen Durchtrittsprofils geliefert werden (aus PEEK gefräst). Eisenmanns Drucker funkti - onieren mit Fotopolymer, das in Schichten von 16 µm aufgetragen wird. Damit sei das Ziel einer Präzisionssteigerung gegenüber bisheriger Technik erreicht. Die Werkstücke dürfen allerdings aus zulassungsrechtli - chen Gründen maximal 27 Tage getragen werden. Von seiner Rückbesinnung auf analoge Zahntechnik berichtete Kurt Reichel . Der Zahntechnikermeister aus Hermeskeil bei Trier sieht in der Digitalisierung einen Quantensprung für sich, sein Labor und die Zahntechnik. Heute fertigt er in seinem Labor alles, was mit Gleichförmigkeit zu tun hat, mit digitalen Verfahren. Das sind zum Beispiel Unterkonstruktionen, Stege und Brückengerüste. In ästhetisch an - spruchsvollen und hochsensiblen Bereichen entwickelt Reichel das Durchtrittsprofil von Frontzahn-Abutments lieber analog, die Schulter brennt er für bessere Fluoreszenz mit Lithiumdisilikatkeramik auf Zirkonoxid auf. Solche Arbeitsschritte können heute mit hochentwickelter Software weitgehend digital erfolgen, doch Reichel sieht darin keine Vorteile. Er ist selbst leidenschaftlicher Befürworter des Handwerks und plädiert wie Hannker für eine traditionelle zahn- technische Ausbildung. „Denn das Model- lieren mit dem Wachsmesser konditioniert Zahntechniker im Kopf so, dass sie die Zahnformen auch digital exakt wiedergeben können“ so Reichel. Die Zukunft der Zahn - technik liegt für ihn in einer ausgewogenen Mischung von analogen und digitalen Herstellungsverfahren. Eine andere Vision hat Professor Sven Reich , Leiter des Lehr- und Forschungs - gebiets für computergestützte Prothetik an der Universität Aachen. Intraorale Scanner sind für Ganzkieferabformungen noch zu ungenau, für kleine festsitzende Restaurationen, auch auf Implantaten, aber bereits besser als konventionelle Abformmethoden. Reich beschrieb faszinierende Anwendungen, wie das Ausschneiden und Nachscannen bereits gescannter Präparationsbereiche. Intakte Zahnreihen lassen sich für spätere, natur - getreue Restaurationen einscannen, wobei die Daten allerdings aus Datenschutzgrün - den beim Patienten bleiben sollten. Fluoreszenz als Legende? Warum eine exakte Farbwiedergabe so schwierig ist, demonstrierte Sascha Hein (Bad Wörishofen) anhand von Oberkiefer - frontzähnen (3). Der Zahntechnikermeister hat die dentale Farblehre an der Universität Perth (Australien) umfassend studiert. Mit faszinierenden Bildern und Analysen zeigte Hein den komplexen Weg des Lichts, das durch den variablen Verlauf von Schmelz- prismen und Dentinkanälchen abgelenkt wird. Komposite und Keramiken haben dagegen einen fixen Brechungsindex. Strukturbedingt kann zum Beispiel – ent - gegen verbreiteter Meinung – das inzisale Drittel natürlicher Zähne das höchste Chro - ma aufweisen. Fluoreszenz spielt laut Hein für die Farbwirkung keine nachweisbare Rolle, so dass fluoreszierende Abutments keinen Sinn machten: „Sorry.“ Zwiespältig, aber faszinierend ist folgende Vision, die in Berlin im Raum stand: Die Struktur der Zahnsubstanzen – und damit ihre Farbwir - kung – könnte sich eines Tages in der Tiefe analysieren und zum Beispiel mit 3D-Dru - ckern nachbauen lassen. Anatomie in digitalen Zeiten Zahntechnik ist auch digitales Können, potenziert mit handwerklichem Know- how. Mit Eisenmann, Hannker, Langner und Reichel betonten gleich vier Refe - renten, dass (analoges) zahnanatomisches Wissen unter allen Umständen an die nächste Zahntechnikergeneration weiter - gegeben werden müsse. Dentale Prothetik – als Produkt eines anspruchsvollen medi - zinischen Handwerks – funktioniert zudem nach Überzeugung von Michael Ludwig am besten im engen interdiszplinären Austausch. Mit ihrem zahntechnisch-pro - thetischen Wissen und ihrer Kenntnis der digitalen und materialbezogenen Möglich - keiten könnten Zahntechniker ihren zahn - ärztlichen Kunden nicht nur als Partner, sondern als kompetente Berater zur Seite stehen. Für dieses Konzept standen in Ber - lin nicht zuletzt die Moderatoren, Gerhard Neuendorff , Zahntechni - kermeister in Filderstadt und Dr. S. Marcus Beschnidt , niedergelassen in Ba - den-Baden. Beschnidt bedankte sich bei allen Zahntechnikern dafür, dass sie seine Arbeit täglich krönen: „Welcher Patient lobt mich wegen einer tollen Präparation?“ Als Teampartner verstanden sich in Berlin
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