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logo 44 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juni 2019 logo 44 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juni 2019 38 VERANSTALTUNGEN Um im Wettbewerb mit Medizinischen Versorgungszentren und Praxisketten konkurrieren zu können, ist eine starke Positionierung von Einzel- beziehungsweise Gemeinschaftspraxen im heutigen Marktumfeld wichtig. Der Einfluss des Wandels und Differenzierungsmerkmale stellen die Referenten Dr. Karl-Heinz Schnieder und Dr. Jörn Thiemer in dieser Veranstaltungsreihe kurzweilig und mit viel eigenen Erfahrungswerten dar. DER DENTALMARKT IM WANDEL STRATEGIEN UND EMPFEHLUNGEN FÜR DIE ZAHNMEDIZIN Im Vorfeld der Veranstaltung hatten sich beide Referenten getroffen und merkten gleich: hier stimmt die Chemie. Sie be- schäftigen sich mit den gleichen Themen: Der dentale Markt im Wandel. Die Idee war, die rasanten Veränderungen des Den- talmarkts zu beleuchten – aus Sicht eines Anwalts für Medizinrecht mit vielen Klien- ten aus der Dentalbranche und aus Sicht eines Zahnmediziners mit langjähriger Er- fahrung und eigener Praxis. Dr. Schnieder begann mit seiner Einschät- zung, wie die aktuellen Einflüsse den denta- len Markt verändern und stellte die (zahn-) medizinische Landschaft in Deutschland dar. Zwei klar erkennbare Trends sind: Der Rückgang der Neuniederlassungen und die Landflucht, d.h. falls Niederlassung, dann suchen sich junge ZahnmedizinerInnen eher eine Praxis in Ballungsgebieten. Auch die Feminisierung in der Zahnmedizin und die Veränderungen, die sich daraus ergeben – sei es für den Arbeitsmarkt oder für die Praxisorganisation – wurde thematisiert. Ebenso kam das Thema der Praxisnach- folge zur Sprache. In den nächsten Jah- ren werden viele Zahnärzte ihre Praxis abgeben - wobei voraussichtlich zirka die Hälfte keinen Nachfolger finden wird. Das zeigt, wie wichtig es ist, im Falle der ge- planten Abgabe die eigene Praxis attraktiv zu halten und die Nachfolgeregelung früh in Angriff zu nehmen. Der demografische Wandel spiele ebenfalls eine bedeutende Rolle. Die zu erwartende Bevölkerungsent- wicklung bringt eine steigende Nachfrage nach Gesundheitsleistungen mit sich. Auch die Veränderung der für die Gesell- schaft essenziellen Wertevorstellungen haben Einfluss auf den Dentalmarkt. Die heute jungen ZahnmedizinerInnen und MitarbeiterInnen einer Zahnartpraxis stel- len zunehmend die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit in den Mittelpunkt. Dadurch wird die Unternehmenskultur zu einem Ent- scheidungsfaktor für Mitarbeiter bei der Jobwahl: welche Werte vertritt mein Ar- beitgeber und wie ist das Ansehen meines Arbeitgebers in der Gesellschaft? Sehr kurzweilig führte Dr. Schnieder durch seinen Vortrag, erzählte spannende Ge- schichten aus seiner täglichen Praxis als Anwalt für Medizinrecht. Aber auch Erfah- rungen aus seinem privaten Umfeld flos- sen in seinen Vortrag ein. Das alles macht Dr. Schnieder zu einem Referenten, dem man gerne aufmerksam zuhört. Für ihn ist es klar, dass Erfolgskriterien für Zahnarzt- praxen der Zukunft die strategische Aus- richtung und Positionierung sind. Nach einer kurzen Pause ging es mit dem kurzweiligen Vortrag von Dr. Jörn Thiemer aus Bochum weiter. Gleich zu Beginn ist klar: Dr. Thiemer ge- winnt die Zuhörer mit seiner sympathi- schen Art sofort für sich. Auch er spickt seinen Vortrag mit spannenden persönli- chen Geschichten und witzigen Anekdo- ten. Denn Dr. Thiemer hat viel zu erzäh- len. Neben der Tätigkeit als Zahnarzt war er jahrelang Bundesliga-Schiedsrichter und ist als Koch in internationalen Spit- zenrestaurants tätig. Und wo die Paral- lelen zwischen Schiedsrichtertätigkeit, Kochen und Zahnmedizin liegen, davon spricht er eine Stunde lang mit viel Be- geisterung. Die wichtigste Parallele zum Kochen ist für ihn die Effizienz, die in renommierten Kü- chen herrscht. Dort muss jeder Handgriff sitzen, jeder hat seine Aufgabe und weiß genau, was er zu tun hat. Nur so ist der Erfolg gewährleistet. Und alles hat System: Dinge werden Tage und Wochen vorher vorbereitet, damit „im Ernstfall“ alles per- fekt läuft. Dieses System hat Dr. Thiemer für seine Praxis adaptiert. In seinem Team hat jede Person seine speziellen Aufgabengebiete und Verantwortlichkeiten. Die kontinuier- liche Optimierung der Workflows steht im Mittelpunkt seines Konzepts. Dr. Thiemer und sein Team wissen jeden Tag, was sie erwartet. Jede Mitarbeiterin weiß genau, was sie tun muss. Das Zeit- management stimmt für alle Beteiligten, auch für die Patienten. Für deren Be- handlung ist alles vorbereitet, die Abläu- fe stehen, es gibt keine Wartezeiten. Der Servicegedanke hat oberste Priorität. Der Umgang mit Patienten ist gleichzusetzen mit dem Umgang der Gäste in gehobe- nen Restaurants. Denn Aufmerksamkeit, Wertschätzung oder Freundlichkeit ge- hören hier „zum guten Ton“. Mit diesem optimalen Konzept differenziert sich eine Zahnarztpraxis gegenüber ihren Wettbe- werbern in der Region. Ein Patient bewer- te beispielsweise als erstes, wie lange er warten muss und nicht die fachliche Qua- lität des Behandlers. Trotzdem muss jedes Teammitglied mit „Überraschungen“ rechnen und diesen lö- sungsorientiert begegnen. Eine Zahnarzt- praxis sollte auf alle Eventualitäten vorbe- reitet sein – seien es Notfälle oder Allergien. Darauf ist jeder im Team geschult. Entspre- chende Aufgaben delegiert Dr. Thiemer an „Mitarbeiter seines Vertrauens“. Das Thema Mitarbeiter ist heute wichti- ger denn je. „Wir bewerben uns bei den Mitarbeitenden, ich muss den Leuten heu- te etwas bieten und das ist nicht nur das Gehalt“ so Thiemer. „Gehalt ist ein kurz- fristiger Anreiz. Es geht um die weichen Faktoren wie Wertschätzung, sinnstiften- de Arbeit, Aufgaben, die der Mitarbeiter bewältigen kann“. Und mit etwas Stolz ergänzt er, dass die Fluktuation in seiner Praxis nahezu gegen Null geht. Keine Angst vor Delegation Dr. Thiemer zitiert zum Thema Delegation und Qualitätsstandards den Starkoch Paul Bocuse. Als der einmal gefragt wurde, wer denn eigentlich koche, wenn er nicht da wäre, lautete die Antwort: „Der Gleiche, der kocht, wenn ich da bin“. Das untermauert, dass die Schulung des Teams eine zentrale Bedeutung hat. Ein einheitliches Vorgehen gewährt immer gleichbleibende Qualität. Klar ist jedoch: Einer hat das Sagen – sowohl in der Küche als auch in der Praxis. Er entscheidet, was und wie es zu tun ist. Der „Chef“ hat eine Koordinationsfunktion und die solle man auch nicht abgeben. Zwischendurch müs- sen die Planung und das Konzept immer wieder kritisch beleuchtet und gegebe- nenfalls angepasst werden. Dr. Thiemers Tipp für die Praxis: „Unter- scheiden Sie sich und gehen Sie Ihren eige- nen Weg!“ Im Studium fehlt die komplette Vorbereitung auf die Selbstständigkeit. Da- her solle man sich in diesem Bereich selbst fortbilden, seine Präferenzen erkennen und diese für eine erfolgreiche Zukunft ge- zielt umsetzen. Und was hat Dr. Thiemer aus sei- ner Zeit als Schiedsrichter für seine Praxis übernommen? Auf dem Spielfeld müssen Entscheidun- gen in Sekundenschnelle getroffen wer- den und eine Reaktion erfolgt sofort – sei es positiv oder negativ. Damit muss jeder Schiedsrichter umgehen und absolut si- cher auftreten. Denn oft trifft man eine unangenehme Entscheidung gegen eine Menge von 70.000 Fans. Da heißt es Hal- tung bewahren. Das gilt ebenso für den Leiter einer Zahn- arztpraxis – sei es im Umgang mit Patien- ten oder Mitarbeitern. Fazit der Veranstaltung Kurzweilig und unterhaltsam stellen beide Referenten ihren ganz persönlichen Blick auf die Dentalbrache und den Markt dar – untermauert mit eigenen Erlebnissen, persönlichen Geschichten und Erfahrun- gen. Es macht Spaß beiden zuzuhören, ist lehrreich und motivierend. 39 VERANSTALTUNGEN Petra Schön Leiterin Veranstaltungsorganisation Take-Home Messages von Dr. Schnieder: • Hören Sie auf Ihr Herz und suchen Sie IHREN richtigen Weg. • Suchen Sie Partner, die zu Ihnen passen. • Pflegen Sie ihre Mitarbeiter und bezahlen Sie gute Gehälter. • Seien Sie Botschafter des eigenen Berufs und stellen Sie Ihr Berufsbild positiv dar. Take-Home Messages von Dr. Thiemer: • Zeit ist unersetzbar. Gehen Sie mit Ihrer Zeit so um, dass Sie diese vernünftig nutzen können. Darum ist Zeitmanagement alles. • Risikobereitschaft ist unternehme- risch wichtig – nicht in der Therapie. • Zahnärzte sind Unternehmer, sie sind der Motor der Praxis. Dafür muss man sich entscheiden! • Führung und Wertschätzung der Mitarbeiter ist wichtig, so fördern Sie deren Leistungsbereitschaft. HABEN SIE LUST AUF DIESE FORTBILDUNG? Für dieses Jahr stehen noch zwei Veranstaltungen an. Wimsheim: 18. September 2019 Köln: 27. September 2019

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